Die Polyvagaltheorie, entwickelt von Dr. Stephen Porges, zeigt uns auf eindrucksvolle Weise, wie unser autonomes Nervensystem arbeitet und wie es auf Stress und Entspannung reagiert (siehe hierzu den Blogbeitrag übers Nervensystem).

Atemtherapie ist eine sanfte, aber kraftvolle Methode, um das Nervensystem zu unterstützen und wieder in Harmonie zu bringen. Die Ganzheitlich-Integrative Atemtherapie greift dafür auf einen reichen Fundus an Methoden zurück. So können gemeinsam einfache Übungen für den Alltag erarbeitet werden, die bei der Bewältigung der Schwierigkeiten, welche die Klient:innen thematisieren, helfen. Die Arbeit auf der Liege spricht das Nervensystem auf vielfältige Weise direkt an und kann seine Flexibilität verbessern. In erfahrungszentrierten Übungen kann schliesslich Prozessarbeit betrieben werden, um der Symptomatik zugrundeliegende Themen aufzulösen.

Atemtechniken bzw. Atemübungen werden je nach Bedarf ergänzend eingesetzt und ermöglichen den Klient:innen, selbst im Alltag ihr Nervensystem anzusprechen. Besonders Übungen wie das tönende Ausatmen stimulieren den Vagusnerv und fördern ein Gefühl von Sicherheit und Stabilität. Für Menschen, die unter starkem Stress oder traumatischen Erfahrungen leiden, kann dies einen tiefgreifenden Unterschied machen.

Ein wesentlicher Bestandteil der Atemtherapie ist die reine Beobachtung des Atems und des Körpergeschehens. Der Atem widerspiegelt unmittelbar, wie sich Veränderungen in Körper, Geist und Seele gegenseitig beeinflussen. Der ganze Körper spricht ebenso ständig zu uns, erzählt aber häufig auch von längerfristigen Zuständen. Indem die Klient:innen lernen, ihren Atem und ihren Körper bewusst wahrzunehmen und zu interpretieren, gewinnen sie tiefere Einsichten in ihre körperlichen und emotionalen Reaktionen und dadurch letztlich in ihre Lebensrealität.

Diese achtsame Selbstwahrnehmung hilft nicht nur im therapeutischen Kontext, sondern stärkt insbesondere die Fähigkeit, im Alltag bewusster auf das eigene Befinden zu reagieren. Wer sich seines Atems bewusst wird, erkennt schneller Anzeichen von Stress, Anspannung oder Unruhe und kann gezielt gegensteuern. So entstehen nach und nach bessere Entscheidungen, die das Wohlbefinden nachhaltig fördern und die Lebensqualität steigern.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Atemtherapie ist ihre Fähigkeit, emotionale und körperliche Blockaden zu lösen. Spannungen, die oft unbewusst in unserem Körper gespeichert sind, können durch bewusste Atemarbeit sanft gelöst werden. Dies hilft nicht nur dabei, den Körper zu entspannen, sondern ermöglicht es auch, tiefsitzende emotionale Muster zu erkennen und zu integrieren. Durch die Wiederverbindung mit dem eigenen Körper und die bewusste Wahrnehmung können diese Reaktionen verarbeitet werden. Die Polyvagaltheorie verdeutlicht, wie wichtig diese Wiederherstellung sicherer Zustände für die Regulation des Nervensystems ist.

Viele Menschen, die mit Symptomen wie Angst, Schlafstörungen oder chronischem Stress kämpfen, haben durch Atemtherapie gelernt, wieder zu innerer Ruhe und Gelassenheit zu finden. Schon einfache Übungen können dabei helfen, das Nervensystem zu stabilisieren, die Selbstregulation zu stärken und die Resilienz im Alltag zu fördern.

Die Verbindung aus den Erkenntnissen der Polyvagaltheorie und der Atemtherapie bietet uns einen Weg, mehr Balance und inneren Frieden in unser Leben zu bringen. Indem wir den Atem als Sprache verstehen, die zwischen den unbewussten Vorgängen in Körper und Psyche und unserem Bewusstsein vermittelt, können wir nicht nur unser Nervensystem positiv beeinflussen, sondern auch eine tiefere Verbindung zu uns selbst und unseren Mitmenschen schaffen. Wenn du neugierig bist, wie Atemtherapie dir helfen kann, lade ich dich herzlich ein, meine Praxis zu besuchen. Gemeinsam finden wir heraus, wie dein Atem dich stärken und begleiten kann.

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